top of page

TREEOFLIFE.IMPULSE

Wissenswertes,  Hintergründiges und Quergedachtes rund um Tarot, Mystik und Psyche

Lass uns Helden sein! Next Level Tarotarbeit mit Heldenreise und Archetypen der Wanderung

Woran denkst du, wenn du den Begriff “Heldenreise” hörst? Mich erinnert es an den Schulunterricht und die klassischen Heldensagen nach Gustav Schwab, Odysseus kommt mir in den Sinn und auch die Nibelungensage, die eng mit meiner Heimatstadt Worms verwoben ist.


Auch im Kontext des Tarot begegnet man dem Begriff der Heldenreise, wobei sie hier zumeist im Zusammenhang mit der Abfolge der Karten der großen Arkana betrachtet wird und den Zugang zur Bilderwelt der Karten erleichtern soll. Nicht zuletzt in den sozialen Medien begegnet man dann noch einer weiteren Idee der Heldenreise als Weg der persönlichen Entwicklung, der Individuation und Ganzwerdung. Vor allem Carl Gustav Jung und die von ihm geprägten Archetypen werden gern herangezogen, um dem Ganzen einen psychologischen Anstrich zu geben.


Aber was ist eigentlich die Heldenreise und wie kannst du damit deine Tarotpraxis auf die nächste Ebene bringen?



Was ist die Heldenreise eigentlich?


Die Heldenreise beginnt mit einem Auftrag oder der Notwendigkeit, die gewöhnliche, dem Helden bekannte Welt zu verlassen. Dieser Auftrag ist es, der den wahren Sinn des Lebens und das Potenzial des Helden offenbart.


Carl Gustav Jung hat übrigens nie direkt über die Heldenreise geschrieben, wie sie oft im Kontext der Mythologie und Literatur beschrieben wird. Dieses Konzept findet man stattdessen beim Mythologen Joseph Campbell.


Joseph Campbell (1904-1987) war ein amerikanischer Mythologe, Schriftsteller und Dozent, der für seine Arbeit im Bereich der Vergleichenden Mythologie bekannt ist. Sein bekanntestes Werk ist wahrscheinlich das Buch "The Hero with a Thousand Faces", das erstmals 1949 veröffentlicht wurde.


In diesem Buch präsentiert Campbell das Konzept der "Heldenreise" oder "Monomythos", das eine gemeinsame Struktur in den Mythen und Geschichten verschiedener Kulturen identifiziert. Er argumentiert, dass zahlreiche Mythen und Legenden aus der ganzen Welt ähnliche archetypische Muster und Phasen aufweisen, die er als Heldenreise bezeichnet. Diese Heldenreise umfasst typischerweise Stationen wie den Ruf zum Abenteuer, die Begegnung mit Mentoren, Prüfungen, die Annahme des Schicksals und die Rückkehr mit neu gewonnenem Wissen oder Kräften.


Jungs Archetypen und die Heldenreise


Auch wenn Jung keine Literatur zum Konzept der Heldenreise beigesteuert hat, steht seine Lehre für Ideen und Konzepte, die in gewisser Weise mit dem Heldenmythos in Verbindung stehen.


Jung war ein Schweizer Psychiater und Psychologe, der sich intensiv mit dem Unbewussten beschäftigte. Er prägte Begriffe wie "Archetypen" und "das kollektive Unbewusste". Archetypen sind allgemeine, universelle Symbole und Motive, die in den Mythen und Träumen verschiedener Kulturen auftauchen.


Besonders seine Ideen zu Archetypen bieten sich an, um sie in den Kontext der Heldenreise und des Tarot zu stellen. Jung argumentierte, dass bestimmte Figuren und Symbole im Unbewussten fest verankert sind und universelle Bedeutungen haben. Ein Held in einer Geschichte könnte beispielsweise den Archetyp des "Selbst" verkörpern, das nach Ganzheit und Integration strebt.


Wenn man Jung in Verbindung mit der Heldenreise betrachtet, könnte man argumentieren, dass die Reise des Helden eine Reise zur Selbstverwirklichung und zur Entdeckung des eigenen wahren Potenzials ist. Diese Reise spiegelt möglicherweise Jungs Konzept der Individuation wider, bei der eine Person ihr eigenes inneres Selbst entdeckt und entwickelt.


Wie ich oben schon schrieb, sollte man sich trotz Parallelen in den Konzepten immer bewusst sein, dass Jung die Heldenreise nicht explizit diskutiert hat. Die Verbindungen, die ich hier zwischen Tarot, Heldenreise und Archetypen des Menschen schaffe, sind meine persönliche Interpretation.


Die Stationen der Heldenreise nach Campbell


Die Heldenreise, wie von Joseph Campbell in seinem Buch "The Hero with a Thousand Faces" beschrieben, ist eine universelle Struktur, die in Mythen und Geschichten aus verschiedenen Kulturen zu finden ist und in unterschiedliche Stationen gegliedert. Hier ist eine Zusammenfassung:


Die gewohnte Welt:

Der Held beginnt in einer normalen, alltäglichen Umgebung, oft in einem Zustand des Unglücks oder der Unzufriedenheit.


Der Ruf zum Abenteuer:

Der Held erhält einen Aufruf oder eine Einladung zu einer außergewöhnlichen Reise oder Aufgabe, die seine gewohnte Welt verändern wird.


Die Weigerung des Rufes:

Der Held zögert, sich der Herausforderung zu stellen, möglicherweise aufgrund von Ängsten oder Unsicherheiten.


Die Begegnung mit dem Mentor:

Der Held trifft auf einen erfahrenen Mentor oder Ratgeber, der ihm Hilfe, Führung oder magische Hilfsmittel gewährt.


Die Überschreitung der ersten Schwelle:

Der Held verlässt seine gewohnte Welt und tritt in die unbekannte oder gefährliche Welt der Abenteuer ein.


Prüfungen, Verbündete, Feinde:

Der Held begegnet Herausforderungen, schließt Bündnisse und tritt möglicherweise in Konflikt mit Feinden.


Die innere Reise:

Der Held erforscht und entwickelt sich selbst, lernt aus Erfahrungen und wächst während seiner Reise.


Die tiefste Höhle:

Der Held steht einer entscheidenden Prüfung oder Konfrontation gegenüber, oft in einer tiefen, gefährlichen Umgebung.


Die Belohnung:

Der Held gewinnt die Belohnung, sei es in Form von Wissen, Macht oder einem physischen Gegenstand.


Die Straße zurück:

Der Held beginnt die Rückkehr in seine gewohnte Welt, trägt jedoch die gewonnenen Erkenntnisse oder Fähigkeiten bei sich.


Die Wiederbelebung:

Auf dem Rückweg kann der Held erneut auf Hindernisse oder Prüfungen stoßen, die er überwinden muss.


Die Meisterung der zwei Welten:

Der Held integriert die erworbenen Fähigkeiten und Erkenntnisse sowohl in seine innere Welt als auch in seine äußere Realität.


Die Freiheit, zu leben:

Der Held kehrt in seine gewohnte Welt zurück, hat jedoch durch die Reise eine Transformation erfahren und lebt nun authentischer oder erfüllter.

Zuordnung der Stationen zu den Trumpfkarten im Tarot


Auch wenn Heldenreise und Tarot zwei unterschiedliche Konzepte sind, wer sich die Bilderwelt und Bedeutung der Karten anschaut, dem “springen” die Verbindungen quasi ins Auge. Insbesondere wer die Karten, so wie ich, zur psycho-spirituellen Arbeit verwendet und sie als Werkzeug der Reflexion und Innenschau sieht.


Hier ist meine Interpretation der Karten in der Zuordnung zu den einzelnen Stationen der Heldenreise


Die gewohnte Welt: Der Narr

Der Narren im Tarot repräsentiert oft den Anfang einer Reise, das Unsicherheitsgefühl und den Mangel an festen Strukturen. Dies könnte mit der gewohnten Welt des Helden in der Heldenreise korrespondieren.


Der Ruf zum Abenteuer: Der Magier

Der Magier symbolisiert Potenzial und Manifestation. Der Held erhält den Ruf zum Abenteuer, was auf die Fähigkeit hinweisen kann, etwas Neues zu schaffen oder zu erreichen.


Die Weigerung des Rufes: Der Eremit

Der Eremit kann für Reflexion und Zurückgezogenheit stehen, ähnlich der Phase, in der der Held zögert oder zaudert.


Die Begegnung mit dem Mentor: Der Hierophant

Der Hierophant kann Weisheit und Führung repräsentieren, ähnlich einem Mentor in der Heldenreise.


Die Überschreitung der ersten Schwelle: Die Liebenden

Die Liebenden können für Entscheidungen und Veränderungen stehen, ähnlich dem Moment, in dem der Held seine gewohnte Welt verlässt.


Prüfungen, Verbündete, Feinde: Der Teufel

Der Teufel könnte für Herausforderungen und Versuchungen stehen, die der Held überwinden muss.


Die innere Reise: Der Turm

Der Turm kann für fundamentale Veränderungen und Selbstreflexion stehen, ähnlich der Phase der inneren Reise des Helden.


Die tiefste Höhle: Der Tod

Der Tod im Tarot repräsentiert oft Transformation und Neuanfang, ähnlich der tiefsten Höhle in der Heldenreise.


Die Belohnung: Die Sonne

Die Sonne kann für Erfolg, Glück und Klarheit stehen, ähnlich der Belohnung, die der Held erhält.


Die Straße zurück: Der Mond

Der Mond könnte für Unsicherheit und Verwirrung stehen, ähnlich den Herausforderungen auf dem Rückweg des Helden.


Die Wiederbelebung: Der Stern

Der Stern repräsentiert Hoffnung und Inspiration, ähnlich der Phase der Wiederbelebung.


Die Meisterung der zwei Welten: Die Welt

Die Welt im Tarot steht für Vollendung und Integration, ähnlich der Meisterung der zwei Welten des Helden.


Die Freiheit, zu leben: Der Narr

Der Narr steht oft für Neuanfang und Unvorhersehbarkeit, was mit dem Konzept der Freiheit zu leben in der Heldenreise korrespondieren könnte.


Die Heldenreise für deine Tarotpraxis nutzen


Wenn du bis hierher gelesen hast, fragst du dich vielleicht, was das alles mit deiner persönlichen Arbeit mit dem Tarot zu tun hat. Es ist ja nicht so, dass du ein Stück Pergament vor deiner Tür findest und dich auf die Reise machst, den Drachen zu töten.


Oder vielleicht doch? Irgendwie erlebt doch jeder von uns seine persönliche Heldenreise. Da gibt es die große, alles überragende Reise, die mit unserer Geburt begann und uns bis zum Lebensende herausfordern wird, aber genauso gibt es da auch die kleinen Reisen, in denen wir uns ganz persönlichen Herausforderungen in der jeweiligen persönlichen Situation oder Lebensabschnitt stellen müssen.


Im Bewusstmachen dieser kleinen Heldenreisen, steckt das Potenzial zur Hebung eines großen Schatzes für uns. Wir werden bewusster im Umgang mit Herausforderungen. Wir entdecken und nutzen die Ressourcen, die uns zur Bewältigung unserer Herausforderungen zur Verfügung stehen, aktiv und entwickeln ein Verständnis dafür, warum uns das Universum auf Reisen schickt.


Für den praktischen Teil habe ich das Konzept der Heldenreise hergenommen und es heruntergebrochen auf die Archetypen der Wanderung und die wichtigsten Wegstationen, um das Ganze für eine Legemethode zu adaptieren und zu vereinfachen. Und so geht’s:


Schritt 1: Finde den Auslöser


Im ersten Schritt identifizierst du dein Thema. Auf die Heldenreise übertragen ist das der Auslöser. Was ist das prägende Ereignis, mit dem alles angefangen hat? Das könnte beispielsweise eine Trennung sein, ein Umzug, ein Arbeitsplatzwechsel oder eine wichtige Entscheidung, die du für dich getroffen hast, bzw. die du gern treffen würdest (!).


Der Auslöser ist deine Fragestellung und der Kontext, in den du deine Legung stellst. Nimm dir am besten ein Blatt Papier oder dein Tagebuch und schreibe als Überschrift für die Legung den Auslöser einmal auf.


Schritt 2: Das Legemuster


Mit dem nächsten Schritt beginnt deine Reise und dazu verwenden wir, angelehnt an C.G. Jungs Archetypenlehre, die vier Archetypen der Wanderung. Pro Archetyp habe ich dir hier einige Fragen gelistet. Pro Frage ziehst du jeweils eine Karte.





Der Archetyp des Unschuldigen: Bei diesem Archetypen sitzt die rosarote Brille noch sehr fest und es gilt Klarheit in Hoffnungen und Träume, aber auch in deine Bedenken und Ängste (je nachdem, was dein Thema ist) zu bringen.


  • Karte 1: Welche Ideale nehme ich mit auf die Reise?

  • Karte 2: Welche Träume, Wünsche und Sehnsüchte habe ich vom Ziel?

  • Karte 3: Welche Illusionen gilt es zu erkennen?


Der Archetyp des Verwaisten: Der Verwaiste ist bereits die ersten Kilometer gelaufen und wird mit Herausforderungen und Ängsten konfrontiert. Er muss Entscheidungen treffen, die seine weitere Reise beeinflussen werden.


  • Karte 4: Was ist meine größte Angst?

  • Karte 5: Wie kann ich dieser Angst begegnen?

  • Karte 6: Wo liegt mein größter Widerwillen?

  • Karte 7: Wie kann ich diesen Widerwillen auflösen?


Der Archetyp des Kriegers: Mit dem Archetypen des Kriegers bekommst du Werkzeuge, sogenannte Ressourcen, zur Seite gestellt, die dir helfen werden, deine Reise erfolgreich abzuschließen.


Ressourcen sind Kraftquellen, die zur Entspannung führen und zur Erholung beitragen. Ressourcen sind aber auch Stärken, Fähigkeiten, Interessen oder Mitmenschen, die dir helfen, Probleme zu lösen oder Krisen zu überstehen. Alles, was einem Menschen hilft, sich wohlzufühlen und seine Bedürfnisse zu befriedigen, sind solche Kraftquellen.


Es gibt drei große Ressourcenbereiche. Ziehe bitte pro Bereich eine Karte:


  • Karte 1: Welche äußeren Ressourcen stehen mir zur Verfügung?

  • Karte 2: Welche sozialen Ressourcen werden mir bereitgestellt?

  • Karte 3: Was sind meine persönlichen Ressourcen?


Der Archetyp des Magiers: Abschließend spielen wir mit dem Gedanken “was wäre wenn”. Während der Verwaiste, ähnlich wie der Narr im Tarot, sehr kindlich naiv an die Reise herangeht und sich gern einer Illusion hingibt, gibt der Magier einen konkreten Ausblick darauf, welches Potenzial in deiner Reise steckt und wohin sie dich auf deinem Weg zur Ganzwerdung führen kann. In diesen Karten steckt dein persönliches Reiseziel und der Fokus, den es gilt, zu entwickeln.


  • Karte 1: Was steht am Ende meiner Reise?

  • Karte 2: Welchen tieferen Sinn hat meine Reise?

  • Karte 3: Welches Potenzial erschließt sich mir mit dieser Reise?


Kein Legemuster für nebenbei


Mit insgesamt 13 Karten ist die Heldenreise ein komplexes Legemuster und wenig geeignet, um mal eben schnell die Karten zu legen. Umso mehr eignet es sich als Werkzeug und persönlicher Wegweiser um Schritt für Schritt tiefer in dein Thema einzusteigen.


Eine Möglichkeit mit dem Legemuster zu arbeiten ist das “Tarot Journaling”, wie es im Neudeutschen so schön heißt. Dabei schaust du dir deine Legung immer wieder von Neuem an und beschäftigst dich je nach Tagesform mit den unterschiedlichen Archetypen der Wanderung. Falls du die Karten nirgends offen liegen lassen kannst, dann schreibe sie dir auf, oder mache ein Foto davon. Wenn du merkst, dass du einen neuen Impuls erhältst, nimm dein Blatt Papier oder dein Tagebuch und schreibe nieder, was sich richtig und wichtig für dich anfühlt.


Auch eine Tarot-Meditation bietet sich bei dieser Legemethode an. Dabei gehst du sehr intuitiv an die Deutung der Karten heran, lässt dich durch die Bilder- und Symbolwelt treiben und horchst nach innen, um zu spüren, welche Impulse an die Oberfläche drängen.


Beide Herangehensweisen haben Eines gemeinsam: Es sind Prozesse und sie benötigen Zeit. Aber Hand aufs Herz, ist dann wirklich schon mal Gutes herausgekommen, wenn eine Entscheidung übers Knie gebrochen wird?


Ich wünsche dir viel Spaß und tiefe Einsichten in deine persönliche Heldenreise.



 

Neugierig geworden?


Hier findest du weiterführende Informationen zu meinem psycho-spirituellen Beratungsangebot und kannst persönliche Legungen buchen.


Auf meinem YouTube Kanal findest du einführende Videos zur Kabbala, geführte Meditationen, sowie kollektive Tarotlegungen.



Auf meinem Instagram Kanal erhältst du regelmäßig Tarot Impulse, sowie Anregungen rund um die Kabbala, psycho-spirituelle Tarotarbeit und Mystik.


Comments


TREEOFLIFE.IMPULSE

Jetzt abonnieren und nichts mehr verpassen.

Vielen Dank! Wirf einen Blick in deinen Posteingang und bestätige deine E-mail Adresse. 

© 2024 Treeoflifehealing Susanne Weigert • DatenschutzImpressum

  • Instagram
  • YouTube
bottom of page